Geigen gibt es in verschiedenen Größen: Achtelgeige (für ca. 4 bis 6 Jahre), Viertelgeige (für ca. 6 – 8 Jahre), Halbe Geige (für ca. 8 – 10 Jahre), dreiviertel Geige (für ca. 10 – 12 Jahre), ganze Geige (ab ca. 12 Jahre).
Es hängt einzig und allein von der Körpergröße des Kindes ab, für welche Geigenart man sich entscheidet. Ein Kind wächst also im Idealfall durch alle Geigengrößen, bis es bei der ganzen Geige ankommt.
Die Geigen sollten sich lediglich durch die Größe unterscheiden, die der jeweiligen Körpergröße des Kindes angemessen sein soll, nicht jedoch durch Klangfarbe oder Stimmung. Alle Geigen sind gleich gestimmt, sowohl in der Tonhöhe der einzelnen Saiten, als auch im Tonabstand der Saiten zueinander.
Über die Geige sind vier Saiten gespannt. Die Schwingung der Saiten überträgt sich über den Steg auf den Resonanzkörper. Die Saiten werden entweder durch Zupfen in Schwingung versetzt (pizzicato) oder durch Streichen mit dem Bogen (arco).
Damit der Bogen genug Reibung zur Saite entwickelt, um diese in Schwingung zu versetzen, wird er vor dem Spielen mit Kolophonium eingerieben, einem bernsteinfarbigen Harz.
Unterlässt man das Einstreichen mit Kolophonium, so gleitet der Bogen im Extremfall über die Saite, ohne einen Ton zu erzeugen. Gut mit Kolophonium eingestrichene Bögen erzeugen genau an der Berührungsstelle zwischen Bogen und Saite den Ton.
Geigelernen kann man schon in sehr jungem Alter anfangen, etwa ab 4 – 5 Jahre. Dies ist jedoch die Ausnahme und ist nur dann anzuraten, wenn es der ausdrückliche Wunsch des Kindes ist.
In der Regel jedoch ist 8 – 10 Jahre ein gutes Einstiegsalter. Wenn eher begonnen werden soll, dann sollte man sehr hellhörig sein, ob die Anforderungen altersgemäß sind, oder dem Kind die Freude am Instrument nehmen, und ob ein weiterer Aufschub des Beginns sinnvoll wäre.
Oftmals beginnen Kinder sehr früh mit dem Geigenspiel und hören nach einiger Zeit wieder damit auf, weil sie meinen, Geige sei zu schwierig für sie. Dabei ist das Geigelernen nicht zu schwierig, sondern es war nur zu früh für dieses Kind.
Wünscht ein Kind mit 4, 5 oder 6 Jahren sehnlichst, Geige zu spielen und hält damit durch, dann kann es in dem jungen Alter sehr viel lernen, da die komplexen Bewegungsabläufe, die für das Geigenspiel nötig sind, im jungen Alter besser gelernt werden.
Ist es jedoch nicht der ausdrückliche Wunsch des Kindes, Geige zu lernen, dann wird nichts versäumt, wenn man noch einige Jahre wartet. Im Gegenteil: Die Chance, dass das Kind beim Instrument bleibt und es lieben lernt, ist größer, wenn das Einstiegsalter 8 – 10 Jahre ist.
Wie bei allen Instrumenten ist es eine hilfreiche Voraussetzung, wenn das Kind von zu Hause her das aktive Musizieren gewöhnt ist und als zum Alltag gehörig erlebt. Hierbei ist nicht die Perfektion der selbstgemachten Musik das Ausschlaggebende, sondern in erster Linie die Freude, mit der die Familienmitglieder oder Freunde musizieren.
Weiterhin ist es besonders für Geige eine wichtige Voraussetzung, wenn das Kind die Fähigkeit hat, sich voll und ganz auf eine Sache einzulassen. Das “Träumen”, das manchen in der Schule so hinderlich ist und vom Aufpassen abhält, das “Sicht-Einer-Sache-Völlig-Hingeben”ist eine Fähigkeit, die einem Kind beim Geigespielen sehr zugute kommt. Bei keinem anderen Instrument wird der Körper auf so differenzierte und komplexe Art gefordert, wie bei der Geige. Bei keinem anderen Instrument ist jede noch so kleine Veränderung in der rechten Hand beim Bogenstreichen, in der linken Hand beim Tönegreifen, beim Druck des Bogens auf die Saite oder in der Lockerheit der Körperhaltung so unmittelbar am Ton zu hören wie bei der Geige.
Die Geige erfordert den Einsatz des ganzen Körpers, und zwar total und mit Gefühl.
Originalliteratur für Geige gibt es aus allen Epochen, vom Barock über Klassik und Romantik bis in die Moderne, auch in der Folklore, jedoch nicht oder nur sehr begrenzt im Jazz.Aus den genannten Gründen könnte man die Geige als “schweres” Instrument bezeichnen. Jedoch ist kein Instrument schwer, wenn man es in genügend kleinen Lernschritten lernt und sich dabei nicht überfordert.
Hier kommt es in besonderem Maße auf das Geschick des Pädagogen an. Wenn die Lehrkraft die Phantasie besitzt, sich individuelle Aufgaben für genau den nächsten Lernschritt einfallen zu lassen, der für den Schüler notwendig ist, wenn die Lehrkraft überhaupt das Gespür für den nächsten notwendigen Lernschritt besitzt, der nicht unbedingt der im Lehrbuch folgende sein muss, dann kann fast jedes Kind Geige lernen und Freude an den errungenen Erfolgen haben.